Unsere “Fischraelis” – Israelreise 2020

Von Jenfeld nach Israel und wieder zurück: Im Gepäck viele Fragen und eine riesen Portion Offenheit
Sie nennen sich selbst Fischraelis – eine eigene Wortkreation, die Hamburger Fische in Israel beschreiben will. Geboren wurde der Name am ersten Tag einer Reise, die alle von ihnen nachhaltig prägen wird.
In diesem Moment stehen die Projektleiterinnen Wencke Stegemann und Nicola Iversen sowie die begleitenden Lehrkräfte Yvonne Gabriel und Caglayan Akgüc mit 14 Schüler*innen der Otto-Hahn-Schule Jenfeld in der Altstadt von Jaffa und blicken auf die Skyline von Tel Aviv und sind wieder einmal beeindruckt von der Kreativität und Freude der Gruppe. Der selbstgegebene Name Fischraelis wird bald zu einer Art Label und ist eine wunderschöne Folge ihrer stärker werdenden Verbundenheit.
Vier Monate zuvor saßen in Hamburg noch 16 mehr oder weniger Fremde in einem Seminarraum zusammen, deren gemeinsamer Nenner das Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus war. Gemeinsam mit der Oberstufenleiterin Frau Gabriel und der Mitarbeiterin des Bleicherhauses, Frau Stegemann, hatten sie das Projekt geplant und drei Projektwochen entwickelt, in denen sie den Jugendlichen Wissen und Handlungsoptionen gegen Antisemitismus und Rassismus vermitteln wollten. Von Anfang an war klar, dass die Schüler*innen und ihre Interessen und ihre Ideen dabei im Mittelpunkt stehen sollten. Sie wollten gemeinsam lernen und was draus machen. Was genau, wussten sie da noch nicht.
Innerhalb der ersten Projektwoche in Hamburg haben sie sich gegenseitig viel erzählt und sich gegenseitig zugehört. Die Schüler*innen bringen einen breiten Schatz an Erfahrungen mit: christliche und muslimische Religion, Familiengeschichten aus Afghanistan, der Türkei, Portugal, Palästina oder dem Kosovo. Alle berichten von ihren eigenen Bilder von Jüdinnen und Juden, von Israel, dem Konflikt, von Deutschland und Rassismus. Und eines ist schon in der ersten Woche klar: Sie alle schaffen es zuzuhören, dem*der anderen Raum zu geben. Das schafft Vertrauen und ist die Basis für das, was sich dann in Israel verfestigen wird.
Als sie im Februar 2020 wieder zuhause sind und Corona noch sehr fern ist, fragen sie sich, was sie mit all ihren Erfahrungen, Erkenntnissen und Ideen anfangen wollen. Schnell ist klar, sie wollen mehr als eine Ausstellung in der Schule oder einen Reisebericht auf der Website.

Die Fähigkeit, den anderen Raum zu lassen, auch wenn sie eine andere Sprache sprechen oder andere Meinungen haben, haben die Fischraelis in Israel jeden Tag umgesetzt. Ob im hippen säkularen Tel Aviv, in der Begegnung mit Schüler*innen der GHIS, mit jungen Palästinenser*innen an der Grenze zwischen Israel und Westjordanland oder im multireligiösen Jerusalem.

Die positive Resonanz, die sie dabei erhalten haben, wollen die Fischraelis weitergeben. Das ist der Plan. Und damit war die neue Projektidee geboren: Wir bauen ein „Museum of dialogue“. Auf Instagram könnt ihr es besuchen: https://www.instagram.com/museum_of_dialogue/
Dieses Museum soll virtuell sein und ein multilaterales Dialogprojekt. Mit im Boot sollen bald noch eine weitere Schulen in Deutschland und auch Schüler*innen aus Israel sein. Ein erstes Pilotkonzept ist geschrieben und erste Institutionen und Schulen zeigen Interesse.
„Wir wollen geschützte Räume schaffen, in den Menschen ihre Sprache definieren und herausfinden können, wie sie mit anderen in einen Dialog treten können. Wir wollen uns und andere stark machen gegen Hate-speech, Antisemitismus, Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung. Unsere Vision ist es, immer mehr Botschafter*innen des Museum of dialogue in Deutschland, Israel und anderen Ländern zu begeistern. Und natürlich sind auch weitere Reisen nach Israel geplant.“ so die Initiatorin Wencke Stegemann.
Das Projekt wird zentraler Bestandteil ihres neu entwickelten Bildungsunternehmen Stories for tomorrow – Ein Raum für Wandel und Lernen sein. Wencke Stegemann ist seit Jahren in der politischen Bildungsarbeit tätig, organisiert und leitet unter anderem Jugendprojekte und Studienreisen, immer wieder auch nach Israel.
Was die Fischraelis von der Otto-Hahn-Schule in Hamburg Jenfeld auf den Weg gebracht haben, wird nun also noch mehr junge Menschen in Deutschland und Israel erreichen und begeistern.
von: Wencke Stegemann
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